Georgiekapelle

Theresia LAHMER († 2007)


Der ursprüngliche Bau stammt aus dem 11. Jahrhundert. Als Markgraf Leopold III., der Heilige, Melk in eine Benediktinerabtei umwandelte, wurde in St. Georgen ein Nonnenkloster errichtet, das aber im 14. Jahrhundert aufgehoben wurde. Die Kirche beziehungsweise der Ort wurde aber weiterhin von den Benediktinern betreut. Die Güter, das Haus St. Georgen Nummer 2, der Grund um die Kirche, sowie der Wald, der sogenannte Klosterberg (Richtung Rantenberg) gehörten zur Kirche, also zum Stift Melk. Durch einen Grundtausch mit den Bundesforsten ging die Kirche, nunmehr eine Kapelle, in den Besitz der Herrschaft Leiben über. Die auf dem Anger befindliche Säule mit dem Heiligen Georg wurde im Franzosenkrieg (1805 bis 1809) beschossen. Nach den Plünderungen der Franzosen waren keine Mittel zur Restaurierung vorhanden. Nach dem Zweiten Weltkrieg wollte man im Jahre 1965 dieses wertvolle Stück retten, da war es leider schon zu spät. Die Säule ist noch erhalten. Die Statue des Heiligen Georg wurde neu angefertigt. Die zerschossene Statue steht im Kirchenvorraum.
Die Bundesforste beziehungsweise die Herrschaft Leiben gaben dieses schöne Gotteshaus dem Verfall preis. Durch den Besitzerwechsel hat es auch keine Seelsorge und keine Gottesdienste mehr gegeben.
Eine Orgel und eine Kanzel fielen als erste dem Holzwurm zum Opfer. Die Orgel war ein besonderes Stück. Es hat ja in St. Georgen, Haus Nummer 6, ein Orgelbauer gewohnt. Da die Zeiten nicht gut und die Lage für einen Orgelbauer ungünstig war, wanderte dieser in das Sudetenland aus.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die Deutschen vertrieben, und so kam ein Nachkomme dieses Orgelbauers, Herr Franz Capek, nach Emmersdorf. Er war lange Jahre unser Hauptschuldirektor. Als die Kapelle verfallen war, zum Beispiel kein Dach mehr hatte usw., schenkten die Bundesforste die verfallene Kapelle mit dem Grundstück um die Kirche der kleinen Gemeinde Rantenberg. Das Haus, in dem die Nonnen wohnten, inzwischen auch verfallen, verkauften sie. Der Wald, der Klosterberg, wurde nicht verkauft. Die kleine Gemeinde, bestehend aus ca. 300 Seelen, renovierte die Kapelle mehr schlecht als recht. Außer Bauern, Maurern und Zimmerleuten gab es keine Fachkräfte. Der Bau wurde soweit gerichtet, dass er keine Ruine mehr war. Aber viel wertvolles Baugut ging verloren. Erhalten geblieben ist der Turm.
Bei der Renovierung von 1962 bis 1965 entdeckte man den alten romanischen Baustil. Professor Epel beschreibt es in seinem Buch „Die Wachau, Nibelungengau“. In der Kirche selbst sind noch Fresken erhalten, die an die Zugehörigkeit zum Stift Melk erinnern. Diese zeigen den Heiligen Leopold, den Heiligen Benedikt, die Heilige Scholastika, die leibliche Schwester des Heiligen Benedikt, und den Heiligen Koloman. Weiters zeigt dies auch eine Statue des Heiligen Benedikt und ein Stiftswappen. Bemerkenswert sind auch die gotische Kreuzigungsgruppe und unsere gotische Madonna. Schön und wertvoll sind auch der Hochaltar mit den Heiligen und Engelfiguren sowie die Reliquienschreine. Ein Sakramentshäuschen wurde freigelegt, dann der Aufgang zur Kanzel hinter dem Bild der Heiligen Madonna. Der Aufgang wurde aber leider wieder vermauert. Hinter dem Hochaltarbild ist eine Nische, in der eine Marienstatue stand. Ursprünglich war die Kapelle ja eine Marienkirche, zu der zur Zeit der Benediktiner Wallfahrer pilgerten, und zwar über den Kirchweg, heute umgangssprachlich „Kirwegl“ genannt. Das Hochaltarbild, der Heilige Georg, das Schutzengelbild und das der Heiligen Magdalena sind aus der Schlosskapelle Luberegg. Als das Schloss in den Besitz der Bundesforste überging, hat die letzte Besitzerin, eine Gräfin, bestimmt, dass die drei Bilder in die Kirche nach St. Georgen kommen sollen. Das Bild des Heiligen Georg ist ein Kremser Schmidt, bzw. von seiner Schule.
1962 wurden die Grundstücke neben der Kapelle als Baugründe verkauft, um die Kapelle renovieren zu können. Die mündliche Überlieferung, dass hier ein Friedhof war, hat sich bestätigt. Es wurden Gebeine und Goldhauben ausgegraben. Die Kirche stand auf einer Anhöhe.
St. Georgen ist vor der Jahrhundertwende zweimal abgebrannt. Nur die Kirche, eben ein Steinbau und auf einer Anhöhe, blieb verschont. Die Dorfbewohner haben beide Male sämtlichen Schutt auf dem Platz vor der Kirche abgeladen. Bei der letzten Renovierung 1987 wurden die freigelegten Fensterstöcke leider wieder vermauert. Auf der Vorderseite des Turmes ist laut Professor Epel ein Melker Prälatenkopf aus dem 18. Jahrhundert angebracht. An dieser Stelle befand sich vorher ein Kopf des Heiligen Nikolaus. Es waren auch zwei Glocken vorhanden, die aber in den beiden Weltkriegen abgeliefert werden mussten. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde nur mehr eine Glocke angeschafft.



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